Die äußeren
Uranusmonde
Caliban
Anfang Oktober 1997 waren fünfzehn Uranusmonde bekannt, als Dr.
Brett J. Gladman,
Dr. Philip D. Nicholson, Dr. Joseph A. Burns und John J. Kavelaars
die ersten beiden
irregulären Uranusmonde
entdeckten.
("Irregulär" bedeutet, dass die Bahnen der
Monde exzentrisch [nicht kreisförmig] sind oder eine nicht geringe
Inklination
[Neigung] haben.) Wie die meisten Uranusmonde wurden sie nach Figuren
aus
den Werken des englischen Dichters William Shakespeare benannt,
nämlich
– wie
zuvor schon Miranda – nach Figuren aus seinem komischen
Märchendrama
"Der Sturm": der eine der beiden bekam den Namen
Caliban
(nach
"einem
wilden und missgeschaffenen Sklaven"), der andere den Namen Sycorax
(nach der Mutter des Caliban,
einer
Hexe).
Caliban erhielt die
Bezeichnung Uranus XVI, Sycorax
Uranus XVII.
Sycorax
Am 18. Juli 1999 entdeckten Dr.
Kavelaars, Dr.
Gladman,
Dr.
Matthew J. Holman,
Dr. Jean-Marc Petit
und Hans Scholl drei weitere irreguläre
Uranusmonde,
die eben-
falls nach Figuren aus dem "Sturm" benannt wurden, nämlich nach
Setebos
(dem
Gott der Sycorax), Stephano
("einem berauschten Kellermeister") und Prospero
(dem "rechtmäßigen Herzog von Mailand", einem Zauberer).
Prospero
erhielt die
Bezeichnung Uranus XVIII, Setebos
Uranus XIX,
Stephano Uranus XX.
Prospero
Setebos
Stephano
Auch drei der am 13. August 2001 von Holman, Kavelaars und Dan
Milisavljevic
entdeckten vier
weiteren irregulären Uranusmonde
wurden nach Figuren aus dem "Sturm" benannt, nämlich nach
Trinculo (einem Hofnarren), Ferdinand
(dem Sohn des Königs von Neapel) und Francisco
(einem Lord). Der vierte wurde nach Margaret,
einer Kammerfrau des Hero aus Shakespeares
Komödie "Much Ado about Nothing" (deutsch: "Viel Lärm um
nichts"), benannt.
Trinculo
erhielt die Bezeichnung Uranus XXI, Francisco
Uranus XXII, Margaret Uranus
XXIII,
Ferdinand Uranus XXIV.
Trinculo
Sycorax ist mit einem
Durchmesser
von ca. 150 km der größte irreguläre
Uranusmond und
zugleich der siebtgrößte aller Uranusmonde. Während
Caliban
mit einem Durchmesser
von ca. 72 km noch etwa halb so groß wie Sycorax
ist, sind die anderen irregulären
Uranusmonde wesentlich kleiner
als Sycorax. Zumindest Sycorax
und Caliban
bestehen wahrscheinlich aus einem Mischmasch von Gestein und Eis.
Francisco
Ferdinand
Die großen Bahnhalbachsen dieser neun Monde betragen
zwischen
167 und 818 Uranusradien
(siehe auch Skizze), ihre Umlaufzeiten mithin zwischen 267 und 2887
Tagen. Ferdinand ist
der Mond mit der großen Bahnhalbachse von ca. 818 Uranusradien
(entsprechend knapp
21 Mio. km). Diese gibt allerdings nur seine mittlere Entfernung zum
Uranus an; da aber
Ferdinand eine Exzentrizität
von 0,368 aufweist, beträgt die Entfernung des uranus-
fernsten Punktes seiner Bahn (Apouranium) zum Uranus das 1,368fache
seiner
großen Bahnhalbachse: Ferdinand
kann also eine Entfernung zum Uranus
von bis zu ca. 1119 Uranusradien erreichen. Die (siderische) Umlaufzeit
von Ferdinand beträgt 2887
Tage (= 7 Jahre 11 Monate). Diese
Umlaufzeit entspricht übrigens ca. 4019 Uranustagen.
Die Umlaufbahnen der 9 bekannten
äußeren,
irregulären Uranusmonde:
- lila: Bahnen der großen Uranusmonde
Miranda, Ariel, Umbriel, Titania und Oberon
- rot: Bahnen der 8 retrograden Monde
- blau: Bahn des prograden Mondes Margaret
Von den Bahnen der neun äußeren
Uranusmonde haben acht eine Inklination zwischen
140° und 170° (also größer als 90°), eine
(nämlich
die von Margaret) hat eine
Inklination von 56,6° (also kleiner als 90°, wenngleich
bemerkenswert
steil). Somit
sind alle neun äußeren Uranusmonde
irregulär, und zwar acht retrograd (rückläufig,
d. h., sie umlaufen Uranus in Gegenrichtung zu Uranus' Umlaufrichtung
um die Sonne)
und einer prograd (rechtläufig). Aufgrund ihrer stark geneigten
Bahnen ist es wahr-
scheinlich, dass sie alle einst Planetoiden oder
Kuiper-Gürtel-Objekte
waren und in
der Frühzeit des Sonnensystems von Uranus eingefangen wurden.
Die Spektren
von Sycorax und Caliban
sagen
aus, dass beide eine ziemlich rote Oberfläche
besitzen, ein Indiz für eine geschichtliche Verbindung zum
Kuiper-Gürtel.
Margaret
Die äußeren Uranusmonde in Kürze
MOND | Bezeich- nung |
Ent- deckungs- jahr |
Entdecker | Durch- messer |
Rang | Große Bahn- halbachse |
Um- lauf- zeit |
Inkli- nation |
Francisco | Uranus XXII | 2001 (nachgewiesen 2003) |
M. Holman /
J. J. Kavelaars / D. Milisavljevic |
Ca. 22 km | 19. | 4276000 km =
ca. 167 Uranusradien |
266,6 Tage
(retrograd) |
145,2° |
Caliban | Uranus XVI | 1997 | B. J. Gladman /
Ph. D. Nicholson u. a. |
Ca. 72 km | 20. | 7231000 km =
ca. 283 Uranusradien |
579,7 Tage
(retrograd) |
140,9° |
Stephano | Uranus XX | 1999 | B. Gladman /
M. Holman u. a. |
Ca. 32 km | 21. | 8004000 km =
ca. 313 Uranusradien |
677,4 Tage
(retrograd) |
144,1° |
Trinculo | Uranus XXI | 2001 | M. Holman /
J. J. Kavelaars / D. Milisavljevic |
Ca. 18 km | 22. | 8504000 km =
ca. 333 Uranusradien |
749,2 Tage
(retrograd) |
167,1° |
Sycorax | Uranus XVII | 1997 | Ph. D. Nicholson /
B. J. Gladman u. a. |
Ca. 150 km | 23. | 12179000 km =
ca. 477 Uranusradien |
1288 Tage
(retrograd) |
159,4° |
Margaret | Uranus XXIII | 2001 (nachgewiesen 2003) |
Matthew J. Holman /
J. J. Kavelaars |
Ca. 20 km | 24. | 14345000 km =
ca. 561 Uranusradien |
1687 Tage | 56,6° |
Prospero | Uranus XVIII | 1999 (nachgewiesen 2000) |
M. Holman /
J. J. Kavelaars u. a. |
Ca. 50 km | 25. | 16256000 km =
ca. 636 Uranusradien |
1978 Tage
(retrograd) |
152,0° |
Setebos | Uranus XIX | 1999 (nachgewiesen 2000) |
J. J. Kavelaars /
B. Gladman u. a. |
Ca. 47 km | 26. | 17418000 km =
ca. 681 Uranusradien |
2225 Tage
(retrograd) |
158,2° |
Ferdinand | Uranus XXIV | 2001 (nachgewiesen 2003) |
M. Holman /
J. J. Kavelaars / D. Milisavljevic |
Ca. 21 km | 27. | 20901000 km =
ca. 818 Uranusradien |
2887 Tage
(retrograd) |
169,8° |
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Dies waren die beeindruckenden äußeren
Uranusmonde.
Als nächstes erwartet Euch hier
ein weiterer Neptunmond. Seid gespannt auf
T r i t o n
Quellen:
Francisco: Caliban, Stephano,
Trinculo, Sycorax, Prospero, Setebos: Margaret: Ferdinand: |