C H A R O N
 
 

Am 22. Juni 1978 entdeckte Dr. James Christy einen Mond des transneptunischen Zwergplaneten
(134340) Pluto und somit den ersten Planetoidenmond überhaupt. Er schlug für seine Entdeckung
den Namen Charon (griechisch für "Grelle") nach dem alten Fährmann vor, der die Schatten der
Toten über die Unterweltsflüsse in das Totenreich Plutos übersetzte. Zumindest die umgangs-
sprachliche Aussprache des Namens für den Mond richtet sich allerdings nach derjenigen von
Christys Frau Charlene, die auch "Char" genannt wurde, also "scharon". Im Jahr 1985
wurde der Name Charon für den Plutomond dann offiziell. Charon trägt
heute die Bezeichnung (134340) Pluto I.
 
 
 
 


 

Links: Pluto erscheint langgezogen, weil sich oben rechts Charon befindet;
rechts: Pluto erscheint rundlich, weil Charon sich
in der Sichtachse zu Pluto befindet.
 
 
 
 
 
 
 

Charon ist mit einem Durchmesser von 1212 km der weitaus größte Plutomond und etwa halb
so groß wie sein Planetoid (2377 km Durchmesser). Charons Masse, deren Wert ca. 1/9
der Plutomasse beträgt, ist im Vergleich zu anderen Monden sehr groß (der im Verhältnis zu
seinem Hauptkörper zweitschwerste Mond ist Luna mit 1/81 der Erdmasse), sodass es
sich beim Pluto-Charon-System um einen Doppelzwergplaneten handelt, und zwar um
den einzigen bekannten im Sonnensystem, dessen Schwerpunkt außerhalb beider
Zwergplanetenkugeln liegt, genauer gesagt rund 1200 Kilometer
außerhalb der Plutokugel.
 
 

Charons Dichte von 1,63 g/cm³ deutet darauf hin, dass er zu 50–55 % aus Gestein
und zu 45–50 % aus Eis besteht. Seine Oberfläche besteht hauptsächlich aus Eis
und besitzt eine geometrische Albedo (Reflexionsvermögen) von 38 %.
 
 
 
 
 


 

Aufnahme durch das Weltraumteleskop Hubble
 
 
 
 
 
 
 

Charons große Bahnhalbachse (bezüglich des Plutomittelpunktes, nicht des gemeinsamen Schwerpunktes) beträgt 19596 km
(entsprechend ca. 16 Plutoradien). Mithin braucht er für einen Umlauf um Pluto bzw. um ihren gemeinsamen Schwerpunkt
6,387 Tage. Dass auch die Rotationszeit von Charon (Dauer für eine Drehung um seine Achse) 6,387 Tage beträgt, ist
nicht außergewöhnlich, denn Umlaufzeit und Rotationszeit sind bei den meisten Monden gleich; das Besondere am
Pluto-Charon-System ist allerdings, dass auch die Rotationszeit von Pluto 6,387 Tage beträgt, also mit der Umlauf-
und der Rotationszeit von Charon zusammenfällt, sodass sich Pluto und Charon gegenseitig stets die gleiche Seite
zuwenden. Sie sind die einzigen bekannten Körper im Sonnensystem mit einer sogenannten doppelt gebundenen
Rotation, die bildlich gesprochen auch als Hantelrotation bezeichnet wird.
 
 
 
 
 
 


 
 

Pluto und Charon. Aufnahmen der Raumsonde New Horizons vom 13. und 14. Juli 2015
aus einer Entfernung von ca. 250000 Kilometern. Charon ist meist grau mit einer
dunkelrötlichen Polkappe. Pluto hingegen zeigt eine Vielzahl subtiler
Farbvariationen mit gelblichen Flecken auf der nördlichen Polkappe.
 
 
 
 
 
 
 

Unerwarteterweise sind Pluto und Charon unabhängig voneinander entstanden. Pluto, Charon und
der Neptunmond Triton, die gewisse Gemeinsamkeiten haben, sind im Gegensatz zu den meisten
anderen Körpern des äußeren Sonnensystems nicht von Uranus oder Neptun angezogen worden
und dann dort kollidiert oder aus dem Sonnensystem hinausgeworfen worden. So konnte Triton
zu einem Neptunmond werden; wahrscheinlich führte eine Kollision zwischen Pluto und Charon
vor ungefähr 4,6 Milliarden Jahren zur Entstehung des Zwergdoppelplanetensystems.
 
 
 
 
 
 
 


 

Aufnahme der Raumsonde New Horizons vom 13. Juli 2015 aus einer Entfernung
von 466000 Kilometern. Ein Streifen von Steilhängen und Tälern erstreckt sich
von links nach rechts über etwa 1000 Kilometer. Oben rechts ist eine
schätzungsweise 7–9 Kilometer tiefe Schlucht zu erkennen.
 
 
 
 
 
 
 


 

Aufnahme der Raumsonde New Horizons vom 14. Juli 2015 aus einer Entfernung
von 79000 Kilometern. Der etwa 390 Kilometer lange Ausschnitt zeigt in der oberen
linken Ecke einen großen Berg innerhalb einer Vertiefung; nur die Spitze ragt heraus.
 
 
 
 
 
 
 

CHARON  in  Kürze

 
 Bezeichnung  (134340) Pluto I
 Entdeckungsjahr  1978
 Entdecker  James Christy
 Durchmesser  1212 km
 Rang  1.
 Große Bahnhalbachse  19596 km =
 ca. 16 Plutoradien
 (bezüglich des Plutomittelpunktes)
 Umlaufzeit  6,387 Tage
 Besonderheit  Zwergdoppelplanet
 

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Dies war der beeindruckende Charon.
Als nächstes erwartet Euch hier ein weiterer Saturnmond. Seid gespannt auf
 

H y p e r i o n



 
 

Hauptquellen:
- Durchmesser: Francis Nimmo u. a.: "Mean radius and shape of Pluto and Charon from New Horizons images",
- Icarus 287 (2017), S. 12-29
- Bahndaten: Marina Brozović u. a.: "The orbits and masses of satellites of Pluto", 
- Icarus 246 (2015), S. 317-329