K A L L I S T O
 
 


 
 
 
 

Der äußerste der Galileischen Monde (zu deren Entdeckungsgeschichte und Einordnung im Jupiter-
system -> Ganymed) wurde wie die meisten Jupitermonde nach einer von Jupiters vielen Liebes-
beziehungen benannt: Jupiter sah eines Tages ein wunderschönes Mädchen, die Nymphe Kallisto
(griechisch für "die Schönste"), und verliebte sich in sie. Da aber Kallisto zu den Jungfrauen im
Gefolge der jungfräulichen Jagdgöttin Diana gehörte, näherte sich Jupiter ihr, um nicht ihr Miss-
trauen zu wecken, in der Gestalt Dianas. So konnte er Kallisto überwältigen und ihr die
Unschuld rauben. Kallisto erhielt die Bezeichnung Jupiter IV.
 
 
 
 
 
 
 


 
 
 
 
 
 
 

Mit einem Durchmesser von 4821 km ist Kallisto nach Ganymed und Titan der drittgrößte Mond im
Sonnensystem. Kallisto ist vermutlich folgendermaßen aufgebaut (siehe Skizze): Ihre ca. 200 km
dicke Kruste besteht – wie auch die der anderen Galileischen Monde – aus Eis. Darunter liegt ein
Ozean aus Salzwasser, der über 10 km tief ist. Darunter wiederum befindet sich ihr ungewöhn-
liches Inneres, das ziemlich, aber nicht völlig gleichförmig ist – es besteht zu ca. 60 % aus
Felsen und Eisen und zu ca. 40 % aus Eis, wobei der Eisanteil mit zunehmender Tiefe
abnimmt. Titan und Triton sind wahrscheinlich ganz ähnlich aufgebaut.
 
 
 
 
 
 
 


 
 
 
 
 
 
 

Kallistos Oberfläche besteht aus "schmutzigem" Eis (d. h. mit Einschlüssen von Staub und
Gesteinsbrocken) und hat daher die von den Galileischen Monden geringste Albedo
(Reflexionsvermögen), mit anderen Worten: sie ist relativ dunkel. Die Oberfläche ist mit
4 Milliarden Jahren fast so alt wie das Sonnensystem selbst und ist vollständig von Kra-
tern bedeckt; so besitzt Kallisto gleichzeitig die geologisch älteste und die am dichtesten
mit Kratern übersäte Oberfläche aller bislang beobachteten Körper im Sonnensystem:
Da Kallisto offenbar nie geologisch aktiv gewesen ist, befinden sich auf ihrer Oberfläche
durch das anhaltende Meteoritenbombardement der vergangenen 4 Milliarden Jahre Zig-
tausende von Kratern, einer über dem anderen. Bei manchen ist Wasser aus dem
"unterirdischen" Ozean durch das Einschlagloch in der Kruste nach oben gekommen
und hat zu etwas "saubererem" Eis beigetragen, sodass diese Krater etwas heller als die
übrige Oberfläche sind. Die Krater auf Kallisto sind wesentlich flacher als diejenigen
auf Luna – sie besitzen keine Ringgebirge – und zumeist auch etwas kleiner. Man ver-
mutet, dass Kallisto zu früheren Zeiten von einer weicheren Eiskruste überzogen war,
die größere Krater im Laufe der Zeit verschwinden ließ.
 
 
 
 
 
 
 


 
 
 
 
 
 
 

Trotzdem weist Kallisto zwei riesige, von mehreren konzentrischen Ringen umgebene
Krater, sogenannte Ringbecken, auf, die durch den Einschlag von massiven Körpern
entstanden sind: Das größte Ringbecken ist Walhalla (siehe Abbildung), dessen helle
Zentralregion einen Durchmesser von 600 Kilometern und dessen äußerster Ring
einen von 3000 Kilometern hat. Das zweite große Ringbecken ist Asgard
(siehe Abbildung) mit einem Durchmesser von etwa 1600 Kilometern.
 
 
 
 
 
 
 


 
 

Walhalla (oben) und Asgard
 


 
 
 
 
 
 
 

Eine weitere interessante Kraterstruktur ist Gipul Catena (siehe Abbildung). Es handelt sich
dabei um eine 620 Kilometer lange Kette von Kratern in gerader Linie. Diese entstanden
wahrscheinlich durch die Kollision der Trümmer eines Objekts, das durch Jupiters starke
Gravitation beim nahen Vorbeiflug an ihm in Stücke gerissen wurde, wie der Komet
Shoemaker-Levy 9.
 
 
 
 
 
 
 


 

Gipul Catena
 
 
 
 
 
 
 

Außer Kratern mit konzentrischen Ringen oder ohne gibt es auf Kallisto keine Bodenformationen wie
etwa erloschene Vulkane, Gebirge oder Risse in der Kruste. Dies deutet darauf hin, dass Kallisto seit
ihrer Entstehung ein geologisch toter Himmelskörper ist. Die "einfach gestrickte" Kallisto stellt ein gutes
Modell zum Vergleich mit anderen komplexen Welten dar und spiegelt möglicherweise die Frühform
der anderen Galileischen Monde wider.
 
 
 
 
 
 
 


 
 
 
 
 
 
 

Kallisto besitzt eine sehr dünne Atmosphäre aus Kohlendioxid.
 
 
 
 
 
 


 
 
 
 
 
 
 

Kallistos große Bahnhalbachse beträgt 1882700 km (entsprechend ca. 26
Jupiterradien), ihre Umlaufzeit mithin 16,69 Tage.
 
 
 
 
 
 
 


 
 
 
 
 
 
 

Animation von Kallisto (793 KB)
 
 
 
 
 
 
 

KALLISTO in Kürze

 
 Bezeichnung  Jupiter IV
 Entdeckungsjahr  1610
 Entdecker  Galileo Galilei
 Durchmesser  4821 km
 Rang  8.
 Große Bahnhalbachse  1 882 700 km =
 ca. 26 Jupiterradien
 Umlaufzeit  16,69 Tage
 Besonderheiten  – Älteste Oberfläche
 – Kraterreichste Oberfläche
 

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Kallisto, im Hintergrund Jupiter
 
 
 
 

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Dies war die beeindruckende Kallisto.
Als nächstes erwarten Euch hier zwei neue Saturnmonde. Seid gespannt auf

Janus  &  Epimetheus



 
 
 
 

Quellen:
- Durchmesser: Anderson, J. D. u. a.: "Shape, mean radius, gravity field and
- interior structure of Callisto", Icarus 153 (2001), S. 157-161
- Bahndaten: Jacobson, R. A.: JPL satellite ephemeris JUP204 (2002)