E U R O P A
 
 


 
 
 
 
 

Der zweite der Galileischen Monde (zu deren Entdeckungsgeschichte und Einordnung im
Jupitersystem -> Ganymed) wurde wie die meisten Jupitermonde nach einer von Jupiters
vielen Liebesbeziehungen benannt: Europa war eine phönizische Prinzessin von außeror-
dentlicher Schönheit. Das betörte Jupiter derart, dass er Merkur anwies, die Rinderherde
von Europas Vater ans Ufer des Meeres zu treiben, um sich in der Gestalt eines weißen
Stieres unter die Tiere zu begeben. Der schöne Stier verleitete Europa dazu, seinen
Rücken zu besteigen; doch kaum war das geschehen, schritt der Stier ins Wasser
und schwamm mit Europa über das Meer bis nach Kreta, wo Jupiter seine
eigentliche Gestalt wieder annahm und sich mit Europa vereinigte. Europa
erhielt die Bezeichnung Jupiter II.
 
 
 
 
 


 
 
 
 
 

Europa ist mit einem Durchmesser von 3122 km der sechstgrößte Mond im Sonnensystem. Europa ist
möglicherweise folgendermaßen aufgebaut (siehe Skizze): Im Innern befindet sich ein Kern aus Eisen
und/oder Nickel, der von einem Mantel aus Silikatgestein umgeben wird. Darüber befindet sich ein
Ozean aus Salzwasser (oder eine Schicht aus verhältnismäßig warmem, zirkulierendem Eis
[Konvektionsschicht]), der von einer mindestens 19 Kilometer dicken Eiskruste bedeckt
wird; Ozean (oder Konvektionsschicht) und Eiskruste sind zusammen etwa 100 Kilometer
dick. Somit ist Europa neben der Erde wohl der einzige Körper im Sonnensystem, der
Wasser in nennenswerten Mengen besitzt, und zwar mehr Wasser als die Erde.
 
 
 
 
 


 
 
 
 
 

Europas Oberfläche ist mit nichts im inneren Sonnensystem vergleichbar: sie ist
extrem eben – nur wenige Oberflächenmerkmale mit einer Höhe von mehr als
ein paar hundert Metern wurden bisher entdeckt. Die hervorstechenden Merk-
male scheinen nur Helligkeitsmerkmale mit sehr geringem Relief zu sein. Aber
auch die Oberflächenmerkmale sind einzigartig im Sonnensystem, sodass es
Bezeichnungen gibt, die nur für Oberflächenmerkmale auf Europa verwen-
det werden. Krater (siehe Abbildung) gibt es nur sehr wenige auf Europa,
und nur 30 der gefundenen Krater weisen einen Durchmesser von 5 oder
mehr Kilometern auf. Dies deutet auf eine sehr junge, aktive
Oberfläche hin.
 
 
 
 
 


 
 
 
 
 

Krater Pwyll (Durchmesser ca. 26 km, zweitgrößter Krater)
 
 
 
 
 

Europas auffallendste Erscheinung ist ein System aus dunklen, kreuzweise verlaufenden,
vielfach mehr als 1600 km langen faserähnlichen Linien, das die gesamte Oberfläche
überzieht (siehe Abbildung). Die größeren von ihnen sind etwa 20 km breit und
haben unscharfe Ränder und in der Mitte einen helleren Streifen. Diese dunklen
Linien sind vermutlich Risse in der Eiskruste, die durch geysirähnliche
Vorgänge mit dunklerem Material ausgefüllt worden sind.
 
 
 
 
 

Minos-Linea-Region (Falschfarbenaufnahme)
 
 
 
 
 

Manche Regionen ähneln stark den Packeisfeldern der irdischen Polarmeere während der
Frühjahrstauperiode (siehe Abbildung ganz unten). Die Existenz eines tatsächlich
darunterliegenden Ozeans ist höchstwahrscheinlich.
 
 
 
 
 

Multiringstruktur Tyre (Durchmesser 149 km)
(Falschfarbenaufnahme)
 
 
 
 
 

Europa besitzt eine äußerst dünne Atmosphäre aus Sauerstoff, der im Gegensatz zum Sauer-
stoff in der Erdatmosphäre fast mit Sicherheit nicht organischen Ursprungs ist, sondern
höchstwahrscheinlich entsteht, indem zunächst durch Sonneneinstrahlung auf Europas
Eiskruste Wasserdampf entsteht, der dann durch geladene Teilchen in Wasserstoff
und Sauerstoff gespalten wird; der Wasserstoff ist zu leicht, um von Europas
Schwerkraft gehalten werden zu können, und entweicht in den Weltraum.
 
 
 
 
 


 
 
 
 
 

Europas große Bahnhalbachse beträgt 671100 km (entsprechend ca. 9 Jupiterradien). Ihre Umlaufzeit
ist mit 3,551 Tagen etwa doppelt so lang wie die von Io (1,769 Tage) und etwa halb so lang wie die
von Ganymed (7,155 Tage). Außerdem bedeuten die Verhältnisse dieser Umlaufzeiten zueinander,
dass sich Io und Europa genau doppelt so häufig begegnen wie Europa und Ganymed (nämlich alle
3,525 Tage, wie uns die häufig anwendbare Formel t = PP'/(P-P') liefert), sodass eine sogenannte
Resonanz besteht, durch die Europa wie Io unter Einwirkung von bei diesen Begegnungen
auftretenden Gezeitenkräften in Schwingung versetzt und ihre Gezeiten verstärkt werden
könnten. Dadurch könnte ausreichend Wärme erzeugt werden, um einen
Ozean flüssig zu halten.
 
 
 
 
 


 
 
 
 
 

Zu Beginn der Entstehung des Sonnensystems war die Oberfläche Europas mit Ozeanen bedeckt. Damals
bot Europa sowohl Wasser als auch Wärme als auch organische Verbindungen von Kometen und
Meteoriten, die drei Grundbausteine für die Entstehung von Leben. Ist vielleicht tatsächlich
Leben entstanden, und existiert möglicherweise sogar heute noch Leben?
Wir wissen es noch nicht.
 
 
 
 
 


 

Aufnahme der Raumsonde Voyager 2 im Juli 1979
 
 
 
 
 

Animation von Europa (841 KB)
 
 
 
 
 
 
 

EUROPA in Kürze

 
 Bezeichnung  Jupiter II
 Entdeckungsjahr  1610
 Entdecker  Galileo Galilei
 Durchmesser  3122 km
 Rang  6.
 Große Bahnhalbachse  671100 km =
 ca. 9 Jupiterradien
 Umlaufzeit  3,551 Tage
 Besonderheit  Wahrscheinlich größter
 Ozean im Sonnensystem
 

Io                                      zurück zum Menü                             Ganymed 
 
 
 
 
 
 

Eisschollen der Conamara-Region
 
 
 
 
 

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Dies war ein weiterer Galileischer Mond: Europa.
Als nächstes erwartet Euch hier der erste größere Saturnmond. Seid gespannt auf

M i m a s



 
 
 

Quellen:
- Durchmesser: http://ssd.jpl.nasa.gov/?sat_phys_par (Thomas, P. C. 2002)
- Bahndaten: Jacobson, R. A.: JPL satellite ephemeris JUP204 (2002)